Zeit im Roman: 2015-2016

Ort: Schweiz, Kanton Thurgau

Streitparteien: Dr. Roux und Dr. Redel

(Jung-)Mediator: Zirkusdirektor Pellegrini

Was bis zur Einmischung geschah:

Ein obdachloser Alkoholiker findet einen rosaroten Elefanten. Keinen Spielzeug-Elefanten, einen echten. Wie es zu diesem Fund kam, erzählt Suter in einigen Kapiteln, die die Leserin dazu bringen, sich mit den Abgründen der Genforschung auseinanderzusetzen und mit einer Metapher, die Halluzinationen beschreibt. Ich sehe einen rosaroten Elefanten heißt auf Englisch so viel wie im Deutschen weiße Mäuse sehen.

Ein Genforscher namens Dr. Roux besorgt sich mit einiger Rücksichtslosigkeit Eizellen eines toten indischen Elefanten und befruchtet diese im Labor. Seine Kontakte dazu reichen bis nach Indien. Er ist ein ehrgeiziger Veterinärmediziner, der sich an seinem ehemaligen Chef für Jahrzehnte lange Kränkungen und den schlussendlichen Rauswurf rächen möchte. Er träumt davon, seine kleine Gentechfirma groß zu machen, so groß, dass sie seine ehemalige Firma aufkaufen kann. Das kann ihm nur mit einem ehrgeizigen Plan gelingen. Er möchte den Leuchtstoff der Glühwürmchen, das Luziferin, auf Säugetiere übertragen. Ihm schwebt ein rosa Elefant vor. Sein Ziel sind patentierbare Tiere, die im Dunkeln leuchten und auch bei Tage eine „spektakuläre Farbe haben“. Auch wenn die Leserin denkt, dass ginge nicht, so wird sie schnell eines Besseren belehrt. Suter hat gut recherchiert in dieser Branche. Bis zu einem pinkfarbenen haarlosen Meerschwein hat sein Dr. Frankenstein es schon gebracht. Nun braucht er noch eine Elefanten-Leihmutter und hat dazu Kontakte zu einem dem Niedergang geweihten Zirkus geknüpft. Des verstorbenen Zirkusdirektors Sohn Carlo Pellegrini hat den Zirkus geerbt, kann aber mit Tieren nicht umgehen und wollte die in der Haltung kostspieligen indischen Elefanten schon aufgeben. Sein burmesischer Elefantenpfleger Kaung war verzweifelt und half ihm nicht nur bei der Dressur, sondern auch mit der rettenden Idee, Elefantenkühe durch Leihmutterschaft Geld verdienen zu lassen.

Nur mit dem neuesten Kunden ist etwas anders. Dr. Roux betritt die Szene. Er möchte keine normale Insemination, sondern einen Blastozystentransfer. Wir lernen, dass so das Einsetzen einer befruchteten Eizelle genannt wird. Das soll natürlich alles geheim bleiben. Carlo Pellegrini will Genaueres auch nicht wissen, er denkt an das Geld und treibt den Preis für Asha, seine einzige zur Zeit nicht trächtige Kuh, in die Höhe. Wir sind live bei allen Vorgängen der Besamung und des Eizellentransfers dabei und die naive Leserin staunt, wie die Natur überlistet werden kann. Nach 6 Monaten wird deutlich, dass etwas nicht stimmt mit dieser Schwangerschaft: Es wächst nur ein Miniaturelefant heran, der erst nicht lebensfähig scheint, aber dessen Herz immer weiter schlägt. Vor allem Dr. Roux ist dem Pfleger Kaung unheimlich, denn ihm sind Elefanten heilig. Nun erst kommt der eigentliche Gegenspieler von Dr. Roux ins Bild, Dr. Redel, ein Veterinär, dessen Hobby Elefanten sind. Eine willkommene Abwechslung zu Katzen, Hunden und Pferden, die er sonst als Patienten hat. Er lebt nach einer Trennung allein auf einem ländlichen Bauernhof und genießt sein einsames Leben. Für den Zirkus arbeitet Dr. Reber ehrenamtlich, damit er weiter mit den geliebten Elefanten zu tun haben kann. Er beschäftigt sich auch in seiner Freizeit mit Elefanten und denkt gern an sein Praktikum im Elefantenwaisenhaus in Sri Lanka zurück.

Ihn weiht Carlo Pellegrini halb ein und bittet ihn, ab und zu auch eine Ultraschalluntersuchung bei der schwangeren Asha zu machen. Schließlich dauert so eine Schwangerschaft 22 Monate und er will kein Risiko eingehen.

Ein einziges Mal begegnen sich Dr. Reber und Dr. Roux vor meiner Einmischung. Sie sind sich unsympathisch und auch die Herablassung, mit der Roux den Pfleger behandelt, gefällt Reber nicht. Er möchte nichts mit ihm zu tun haben. Als er während einer Auseinandersetzung erfährt, dass Pellegrini seine ehrenamtliche Pflege Dr. Roux in Rechnung stellt, ist er erstaunt und irritiert.

Hier könnte die Geschichte einen anderen Verlauf nehmen, indem  ich nur ein kleines Bisschen die Motivlage des Zirkusdirektors verändere.
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