Mediation im Roman: „Der Tag, als meine Frau einen Mann fand“ von Sibylle Berg, 2015
AUGUST 2015 / KERSTIN LÜCK
Zeit: Die Jetztzeit
Orte: Ein Schwellenland, später eine Stadt in der Schweiz, vermutlich Cern
Streitparteien: die beiden Hauptfiguren: das verheiratete Paar Cloe und Rasmus

Kurze Inhaltsangabe bis zur literarischen Mediation:
Mit wechselnder Perspektive beschreibt S. Berg die Situation des 20 Jahre verheirateten Paares Chloe und Rasmus. Zur Zeit des Romans ist die Karriere von Rasmus als Theaterregisseur am Abstürzen und er versucht in einem Theaterprojekt mit Jugendlichen „in einem Schwellenland“ 11 Stunden von der Schweiz entfernt, in „einem Kaff am Ende der Zivilisation“, diesem Sturz etwas entgegenzusetzen. Chloe unterstützt ihn, obwohl sie nicht wirklich an das Projekt glaubt.

Beide sind befremdet von der heruntergekommenen Stadt am Meer. Chloe hatte vor Jahren ein Studium abgebrochen, arbeitet in einem Antiquariat und lebt für und durch Rasmus. Als sie gemeinsam den Sonnenaufgang angucken wollen, zündet sich am Strand vor ihren Augen ein „Banker“ genannter Mann selbst an und stirbt. Mit ihm stirbt auch der letzte Versuch, den Aufenthalt am Meer zu romantisieren. Um sich wieder besser zu fühlen, gehen sie ins Zentrum des Ortes in ein Massagestudio und buchen nebeneinander liegend eine Massage. Sie bestellen eine Vollmassage. Auf die Frage der Masseurin, ob „sie noch irgendetwas wollen“, nicken sie, ohne nachzufragen. Gereicht wird eine Wasserpfeife mit Opium und während Rasmus schnell weggetreten ist, erlebt Cloe ihre sexuelle Erweckung durch den Masseur. Sie wiederholt diese Erfahrung mit dem später Animateur genannten Benny und verliebt sich in den ca. 20 Jahre Jüngeren.

Die letzten 10 Tage bis zum Abflug verbringt sie in einem kleinen Pensionszimmer mit Warten auf Benny, von dem sie nie genau weiß, ob er kommt. Sie schwankt zwischen Eifersucht auf dessen Geschäftspartnerin, mit der er liiert scheint, dem Entsetzen über den eigenen „hormonellen Wahn“ und dem Genuss der sexuellen Erfahrung. Sie hat mit Rasmus ohne körperliches Vergnügen zusammengelebt, davon abgesehen – und wenn die Leser_in partout davon absehen will – , ein zufriedenes Leben geführt, sie wollten zusammen alt werden.

Sibylle Berg beschreibt in kurzen Kapiteln, wie dieser Lebensentwurf zusammenbricht. Auch die Rückkehr in die Schweiz, in das vorher gelebte Leben gelingt weder Rasmus noch Chloe. Er willigt ein, als Chloe ihn fragt, ob Benny zu ihr kommen kann. Statt mit Chloes „Avatar“ oder wieder allein, in Bars rumhängend, ist er bereit sich auf das Experiment zu Dritt einzulassen auch mangels einer echten Alternative.

Ab diesem Moment scheint mir eine Einmischung sinnvoll und hätte vielleicht eine Chance.

Die beiden leben in einer 3-Zimmerwohnung in einem modernen Sichtbetonhaus. Die Wohnung gehört der Mutter von Rasmus, einer Finnin, die Lumi genannt werden will, sich als Künstlerin und Feministin versteht und eines der drei Zimmer bewohnt, wenn sie kommt. Rasmus wird als schwach und von ihr dominiert beschrieben.

Als sich Benny und Chloe im Wohnzimmer einquartieren, während Rasmus weiter im ehelichen Schlafzimmer lebt, leidet Rasmus unter jedem Geräusch des „durch die gesamte Wohnung kopulierenden“ Paares. Mehrfach schlägt er seinen Kopf gegen die Wand bis er blutet. In seinem Leid ruft er seine Mutter an, die ihm rät, Benny durch Schläge zu vertreiben. Doch dazu ist ihm Benny zu sympathisch und inzwischen ist er ihm sogar dankbar, weil er sich durch diese Situation á trois als „bahnbrechend im Privatleben“ fühlt, wo ihm ansonsten nicht viel gelingt. Seine Mutter kündigt Ihr Kommen an. Er wehrt sich nicht dagegen, obwohl es ihm nicht gefällt.

Wir stellen uns vor, daß die Mutter nach Ankunft einen Blick auf das Geschehen wirft, wie im Roman beschrieben: „Lumi blickt mich an und durch die offene Tür des Schlafzimmers….“ Aber bevor sie sich selbst fasziniert Benny zuwendet, sucht sie das Gespräch mit Rasmus.

Lumi:“ Rasmus, Du weisst, dass ich von Chloe nichts halte. Sie hat selbst nichts aus ihrem Leben gemacht und glaubt nicht an Dich. Das einzige, was ich ihr zu Gute halte, ist, daß sie diesen Benny hierher geholt hat, was für ein Mann! Ich habe früher oft zu dritt oder viert gelebt, das ist durchaus möglich. Nur jetzt sehe ich, wie sehr Du leidest. Du versuchst Dich zu arrangieren, aber Du siehst schlimm aus, Du vernachlässigst Dich. Diese Situation kostet Dich zu viel Kraft, denk an Deine Arbeit! In Finnland holen wir eine/n Mediator/in zu Hilfe, wenn es unerträglich wird. Klärt mit ihm oder ihr die Möglichkeiten.
Rasmus: „Gerade habe ich mich etwas gewöhnt an die neue Situation, aber ich werde darüber nachdenken.“
Rasmus spricht mit Chloe in der Küche über diesen Vorschlag, während sie das Abendessen zubereitet.
Chloe fühlt sich gestört: „Lumi ist eifersüchtig und will mich von Benny trennen, weil sie selbst scharf auf ihn ist. Hast Du gesehen, wie sie aufblüht in seiner Gegenwart?“
Rasmus: „Ich mag Benny auch, alle mögen ihn, scheint es. Die Wohnung ist sehr hellhörig für eine solche Konstellation, lass uns mit Unterstützung eine Lösung finden. Meine Mutter hat Recht, wir könnten einen Mediator um Hilfe bitten.“
Chloe: „Nur unter einer Bedingung: Das Ziel darf nicht sein, dass Benny gehen muss. Dann meinetwegen.“
Rasmus: „O.k. Das Ziel ist es, herauszubekommen, wie wir alle drei besser miteinander klar kommen. Hast Du gehört? Ich meine alle drei und nicht alle vier!“
Chloe: „Einverstanden. Lumi geht mir extrem auf die Nerven. Ich suche morgen einen Mediator. Mann oder Frau?“
Rasmus: „Vielleicht besser beide.“
Chloe: „O.k.“

Die Mediation findet eine Woche später statt.
Auftritt des Mediators Sprüngli und der Mediatorin Wyss. Termin in ihrem Büro.
Sprüngli: „Guten Tag, wir kommen gleich zur Sache. Aus den telefonischen Vorgesprächen haben wir gehört, dass Sie für Ihre menage á trois eine erträgliche Form finden wollen, so dass niemand leidet.
Haben wir das richtig verstanden?“
Beide nicken.
Wyss: „Zum Verständnis unserer Rolle: Wir werden keine Vorschläge machen, aber von Ihnen wollen wir viele Vorschläge sammeln, die wir gemeinsam zu einem Ergebnis sortieren werden. Bitte lassen Sie sich ausreden und beschimpfen sich nicht. Keiner darf uns vor Gericht zitieren, falls es doch zu einem Verfahren kommen sollte.“ Frau Wyss bittet um Bestätigung.
Beide sagen: „Ja“ und „O.k. Wir wollen eh nicht vor Gericht.

Herr Sprüngli fragt, wer zuerst die momentane häusliche Situation beschreiben will.

Chloe hebt mit Blick auf Rasmus an, zu erzählen: „Eigentlich kann ich das Vorgefallene selbst kaum beschreiben. Mir ist so etwas noch nie passiert und ich hatte bisher nur Verachtung übrig für die Frauen in unserem Freundeskreis, die sich plötzlich „unsterblich“ verlieben und ihren Mann sofort verlassen. Umgekehrt natürlich auch, genauso lächerlich. So eine lächerliche Person wollte ich nicht sein und deswegen sitzen wir jetzt zu Dritt, ach, nein zu viert in Lumis Wohnung.“
Sprüngli fragt nach: „Wer ist Lumi? Und wer ist die vierte Person?“
Chloe: „Na, Lumi ist Rasmus Mutter und es ist ihre Wohnung.“
Sprüngli: „Und sie hat ein Zimmer bei Ihnen?“
Rasmus schaltet sich ein: „Ja, das war ihre einzige Bedingung, dass das dritte Zimmer immer zu ihrer Verfügung stünde, dass sie jederzeit kommen kann.“
Chloe: „Ich war damals nicht damit einverstanden. Aber was sollte ich machen, ich hatte damals zu wenig Geld für eine Alternative. Ich verdiene nicht viel in meinem Job.“

Wyss fragt Chloe: „Inwieweit trägt Lumi zur Verschlimmerung der aktuellen Situation bei?“
Chloe: „Seit sie da ist, können Benny und ich nicht mal mehr in ihr Zimmer zum Vögeln ausweichen. Außerdem macht sie sich an Benny ran, trinkt inzwischen sogar mehr als wir. Ach, ich bin eifersüchtig auf jeden Blick, den Benny ihr zuwirft. Seit sie da ist, habe ich das Gefühl, dass er sich von mir entfernt. Er bringt jetzt auch dauern Freunde mit zu uns.“

Wyss: „Sie leiden unter weniger Aufmerksamkeit von Benny seid Lumi da ist. Wie ist ihr momentanes Gefühl zu Rasmus?“
Chloe: „Ich fühle ihn wieder. Neulich hat er mich von hinten in der Küche umarmt, das fand ich angenehm. Außerdem stellt er Benny die besseren Fragen beim Abendessen. Sie verstehen sich gut, kommen ins Gespräch lachen zusammen. Manchmal fühle ich mich richtig ausgeschlossen. Dann bin ich sogar auf meinen Mann eifersüchtig. Bizarr!“

Sprüngli wendet sich Rasmus zu: „Wie geht es Ihnen zur Zeit?“
Rasmus: „Ja, das sehe ich ähnlich. Seit Chloe eine Nacht in meinem Bett geschlafen hat, geht es mir besser, ich habe auch das Gefühl, dass die Affäre eine Affäre ist und bald endet. So lange will ich noch aushalten. Meine Mutter ist für mich eine Belastung. Seit sie da ist, will ich nicht mehr nach Hause kommen. Sie sitzt im „Living“ und trinkt mit Benny und seinen Freunden.“

Spüngli: „Darf ich fragen, wie die Wohnung aufgeteilt ist und wer zur Zeit mit wem schläft? Falls das zu indiskret ist, brauchen sie nicht zu antworten.“
Rasmus zeichnet die Wohnung auf: „Wichtig scheint mir, dass ich morgens im Living an Chloe und Benny vorbei in die Küche gehe und dabei den Status der Beziehung verfolgen kann. Ich schlafe allein, meine Mutter schläft allein, zumindest nachts soweit ich weiß und Chloe und Benny schlafen hier (zeigt auf die Schlafcoach im Living) zusammen. Es gab eine Nacht, wo Chloe zu mir ins Bett gekommen ist und Benny allein geblieben ist. Sie hat mich getröstet, das fand ich schön!“

Spüngli: „Wie sehr leiden Sie darunter, dass Benny mit ihrer Frau schläft?“
Rasmus: „Ich leide mehr darunter, dass sie nicht mehr mit mir spricht. Unseren Sex fand ich auch nicht so erfüllend. Ich kann auch zu Prostituierten gehen. Meistens ist das befriedigender. Außerdem verstehe ich, dass sie Benny geil findet.“

Chloe hat einen Ausbruch: „Das hättest Du mir auch mal früher sagen können! Dann hätte ich mich morgens nicht so quälen müssen!“
Wyss fragt Rasmus, ob Chloe das Wort bekommen kann. Er nickt.Zu Chloe gewandt: „Bitte erläutern sie uns die morgendliche Qual.“
Chloe: „Fast jeden Morgen wollte er mit mir schlafen, obwohl ich das hasse. Sex wird überwertet, so dachten wir. Wir teilen andere Dinge, darüber waren wir uns einig. Rasmus ist kein guter Liebhaber. Das weiß er sicher.“
Wyss: „Das heißt, sie waren sich darüber einig, dass Sex keine große Rolle spielt und doch wollte Rasmus mit Ihnen vor allem morgens schlafen und sie haben sich nicht verweigert.“
Chloe: „Ja, so war es. Mit Benny ist jetzt ist alles anders. Sex mit ihm macht mir zu jeder Zeit Spaß.“

Sprüngli: „Ich fasse mal zusammen, was ich verstanden habe. Sie wollen beide mit Benny zusammenwohnen so lange die sexuelle Faszination von Chloe andauert. Der Sex soll allerdings nicht im Livingroom stattfinden, wo er von Rasmus beobachtet werden kann. Sie wollen beide Nähe teilen, aber nicht mehr Sex miteinander haben. Gespräche zu Dritt und zu Zweit sind Ihnen wichtig.“
Chloe und Rasmus nicken.
Chloe ergänzt: „Ja, die Gespräche mit Rasmus vermisse ich schon, aber wenn ich nach Hause komme, hat Benny Vorrang, den ich ja auch nur selten allein sehe.“

Frau Wyss ergänzt: „Ihnen beiden sind intime Gespräche zu zweit wichtig.“
Chloe: „Ja, genau mit beiden!“
Rasmus: „Ja, ich möchte auch mal mit Benny allein ein Bier trinken gehen, mal Männergespräche führen.“ Lächelt in sich hinein.
Spüngli: „Also haben wir Ideen zu folgenden Fragen zu sammeln:

  • Wie können intime Gespräche zwischen ihnen allen zustande kommen?
  • Wo kann der Sex zwischen Chloe und Benny stattfinden?

Wyss steht mit einem Stift am Flipchart bereit zum Schreiben:
Chloe: „Lumi zieht aus und überlässt das 3. Zimmer Benny und mir.“
Rasmus: „Das ist ihre Wohnung, das haben wir ihr zugesichert!“

Sprüngli: „Bitte kommentieren sie die Ideen nicht, wir nehmen alles erstmal auf und sortieren später aus.“

Chloe: „Wir bieten ihr ein Pensionszimmer für maximal zwei Wochen, ich verdiene momentan ganz gut.“
Rasmus guckt überrascht, fragt aber nicht nach: „Mir ist wichtig, dass wir drei weiterhin zusammen zu Abend essen. Beim Frühstück seid Ihr doch zu Zweit und nachts meistens.“
Chloe: „Ich möchte mit Benny so viel allein sein, wie möglich. Morgens bin ich nicht so gesprächig. Außerdem soll Rasmus auch mal kochen, er macht sich über meine Kochkünste dauernd lustig.

Wyss: „Das wäre dann eine weitere Frage: „Wer kocht wann?“ Vielleicht klären wir zuerst die ersten beiden Fragen. Ich habe bisher nur einen Vorschlag für den Sex zwischen Benny und Chloe, nämlich das 3. Zimmer. Was ginge noch?“

Rasmus: „Ich könnte ins Wohnzimmer ziehen, aber das möchte ich nicht. Also bleibt nur die Option, meine Mutter zu verjagen. Das finde ich eine überaus attraktive Idee. Sie schnarcht sehr laut, wenn sie zu viel getrunken hat. Ich werde ihr unseren Beschluss mitteilen. Wir müssen das vorher mal durchrechnen. Woher hast Du jetzt mehr Geld?“
Chloe: Von meinen Tradergeschäften. Na, da bin ich mal gespannt, wie Deine Mutter reagieren wird.

Sprüngli: „Ein Thema hätten wir geklärt. Sie, Rasmus, teilen ihrer Mutter mit, dass sie für die Zeit ihres Aufenthalts in ein von Ihnen finanziertes Pensionszimmer auszieht und Chloe errechnet die für sie möglichen Kosten für maximal 2 Wochen. Bei den intimen Gesprächen brauchen wir noch Vorschläge. Was fällt Ihnen noch ein?“

Rasmus: „Wir machen einen Wochenplan. Montag zu Dritt, Dienstag Benny und ich, Mittwoch Benny und Chloe und so weiter. Sonntag bleibt unverplant. Ich muss ja auch mal raus (grinst).“
Chloe: „Ja, aber tauschen geht auch, oder? (lacht) Wie in einer WG mit Putzplan. Apropos, an einem Putzplan hätte ich auch Interesse. Deine Mutter macht nichts, nur Dreck. Und außerdem ist alles voller Rauch.“
Rasmus: „Ja, Benny raucht und seine rumänischen Freunde auch. Er könnte mal die Aschenbecher leeren, wenn sie weg sind. Das sag ich ihm oder willst Du? (schaut fragend zu Chloe).“

Wyss: „Ich sehe, dass Sie beide mit diesem Plan einverstanden sind. Ich habe das mitgeschrieben, bitte schauen Sie mal (zeigt auf das Flipchart).“
Chloe: „Ja, können wir mal versuchen. Was macht Ihr denn zu Zweit? Aber keinen Sex!“
Rasmus: „Warum nicht? Gehört Benny Dir allein?“

Sprüngli: „Wir haben über intime Gespräche geredet. Wollen Sie auch über die Möglichkeit anderer Intimitäten verhandeln? Wir müssen jetzt sowieso einen neuen Termin machen. Die Zeit ist um.“
Chloe: „Ja, ich möchte einen neuen Termin!“ (guckt besorgt)
Rasmus: „Na, gut, aber in zwei Wochen. Ich muss erstmal mit Benny reden (lacht).
Wyss: „Es wäre sowieso hilfreich, wenn Sie beide in der Zwischenzeit mit Benny über diesen Plan redeten.“

Chloe und Rasmus nicken zustimmend. Die beiden Mediatoren zücken ihre Terminkalender. Alle machen einen Termin zwei Wochen später und trennen sich.

Im Roman kommt es tatsächlich zu einer von Chloe inszenierten Sexszene zu Dritt, in der Rasmus seine ersten homosexuellen Erfahrungen macht und merkt, wie attraktiv er Benny findet.
In einem zweiten Mediationstermin käme vielleicht heraus, dass Lumi überlegt, die Wohnung zu verkaufen oder bereits verkauft hat. Es brauchen also alle eine neue Wohnung und es fangen alle an, in den jeweiligen intimen Gesprächen, über Sex zu reden. Rasmus beschließt nach einiger Zeit, eine Selbsthilfegruppe für Bisexuelle aufzusuchen. Chloe macht nach langem Zögern eine Therapie für sich allein und Benny möchte ein Mediationsgespräch mit Chloe, weil er sich nicht als Mann mit Intellekt wahrgenommen fühlt.

Nachtrag für Mediator_innen:
Ich habe lange überlegt, ob ich den Zynismus im Buch zum Thema mache, weil er ja ein Eskalationsanzeiger erster Güte ist und habe mich dann dagegen entschieden, weil er das bekannte Stilmittel von Sibylle Berg ist. Der Zynismus bezieht sich aus beiden Perspektiven mehr auf die allgemeine Weltsicht und greift weniger den jeweils Andere/n an. Es gäbe aber auch für Letzteres sicher Belege.

Nachtrag für Literaturliebhaber_innen oder Fans von Frau Berg:
Natürlich muss diese Geschichte eskalieren, sonst wäre sie nicht spannend. Es war nicht leicht, den Zeitpunkt und die initiierende Person für eine Mediation zu finden. Lumi ist die einzige, die überhaupt in Frage kommt. In einer Mediation kann es oft nur darum gehen, Situationen zu klären und den Weg für eine tiefere Bearbeitung zu bahnen. Zynismus als Anzeichen von einer resignierten Stimmung oder einer beginnenden Depression wird von mir immer angesprochen. In der hier beschriebenen Mediation macht es keinen Sinn, weil der Zynismus Stilmittel und Schleifstein für S. Bergs Prosa ist.

Sibylle Berg: „Der Tag, als meine Frau einen Mann fand“.

Hanser, München. 253 S., 19,90 €